Good dog! Warum wir positiv trainieren

Besonders von Hundehaltern, die schon länger selber Hunde halten und von Trainern, die ihre Arbeit schon sehr lange machen, hört man immer wieder, dass der ganze Trend mit dem “positiv trainieren” völlig übertrieben sei, dass man manchmal “einfach durchgreifen” muss, dass der das “anders nie” lernt und dass das “ja nicht schadet”, wenn man auch mal etwas gröber werden muss.

Doch weit gefehlt, meine Damen und Herren. Eine neue Studie zeigt nun ganz klar, welche Folgen schon “milden Strafen” (wie etwa Schimpfen oder auch leicht an der Leine zupfen) auf den Hund haben können.

Gross und Klein

Wie im Grossen, so im Kleinen.

Zuerst einmal müssen wir Folgendes ein für allemal verstehen:

Weisst du, wie sich echter Stress anfühlt? Wenn man Angst vor dem Chef hat, weil man etwas falsch gemacht hat und seinen Zorn fürchtet? Wenn man in den Raum tritt und die Leute sieht, die gestern schon unfair zu dir waren und wie sich das anfühlt?

Falls du solche Erfahrungen auch schon mal gemacht hast, dann weisst du jetzt, wie es auch dem Hund ergeht. Allein schon deshalb sollten wir uns stets bemühen, möglichst nicht “auszuticken”, wenn wir mit unserem Vierbeiner arbeiten/trainieren.

Bestrafungen funktionieren aber doch?

Lernen durch Bestrafen kann funktionieren. Besonders kurzfristige Resultate sieht man schnell, wenn man ein Lebewesen bei einem Fehler “korrigiert” durch eine Strafe. Allerdings können solche Methoden langfristige Konsequenzen hinterlassen. Tiere (und Menschen), die immer wieder bestraft werden, leben quasi im Dauerstress.

Ältere Studien haben schon bewiesen, dass obwohl sowohl positiv trainieren wie auch lernen durch Strafezu Ergebnissen führen can, die aversiven ( Vermeiden von Strafe) Methoden negative Effekte herbeiführen können. Allerdings haben diese Studien vor allem an Arbeitshunden und Labortieren stattgefunden, wo die Bestrafungen oftmals sehr hart ausfallen.

Die neue Studie.

Die neue Studie hingegen arbeitete mit “Familienhunden”. Die eine Hälfte der Tiere stammte aus Hundeschulen, die mit Strafen arbeiteten, die andere Hälfte aus rein positivem Training.

Untersucht wurden die Hunde auf typisches Stressverhalten während des Trainings (Lippen lecken, hecheln, Stressgähnen etc.) und Cortisol Level (Stresshormon) vor und nach dem Training.

Ganz klar und offensichtlich zeigten die Hunde aus dem aversiven Training deutlich mehr Stressverhalten und hatten nach dem Training einen sichtbar erhöhten Cortisolspiegel. Wohingegen die Hunde, die positiv trainiert werden, kein erhöhten Cortisolspiegel nach dem Training und zeigten generell weniger Stressverhalten.

Um nun zu untersuchen, ob diese Stresszustände anhaltend sind, haben sie die Hunde einem zweiten Test unterzogen.
Zuerst wurde den Hunden gelernt, dass in einem Raum auf der einen Seite in einer Schüssel immer ein Futterstück drin ist, aber wenn eine Schüssel in der anderen Hälfte des Raumes stand, fanden sie nie Futter in der Schüssel.

Danach haben die Forscher eine Futterschüssel an verschiedenen Positionen in der Mitte des Raumes platziert. Optimistische Hunde gehen direkt und freudig erregt auf die Schüssel zu, während “pessimistische” Hunde sehr zögerlich auf die Schüssel zugingen.

Das RESULTAT: Je mehr ein Hund bestraft wurde im vorherigen Training, umso zögerlicher ging er auf die Futterschüssel in der Mitte zu.

Schnuppern an der Belohnung

Auch psychischer Druck ist eben nicht ok.

Das Experiment zeigt also, dass Hunde, die nicht positiv trainiert werden, sondern durch Bestrafungen (oder “Korrekturen”, wie die Herren und Damen der harten Schule dies gerne schön reden), langfristige Stressfolgen entwickeln können, die auch lange nach der Bestrafung Konsequenzen haben können.

Also Finger weg von Bestrafung, egal als wie “mild” du diese empfindest. Der psychologische Schaden kann schon durch sehr weniges ausgelöst werden. Positiv  trainieren gibt langfristig bessere und nachhaltigere Resultate und macht erst noch allen Spass. Besonders dem Vierbeiner.

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